An dieser Stelle dokumentieren wir einen Text, der uns zu dem Thema erreicht hat:
Unter Sperrmüll ist sperriger Abfall aus Wohnungen zu verstehen, der aufgrund seiner Maße nicht in den Abfallbehältern und von den Stadt zugelassenen blauen 50-Liter-Beistellsäcken untergebracht werden kann. Bei Tüten und Kartons, die mit Restmüll gefüllt sind, handelt es sich nicht um Sperrmüll; dieser Müll kann folglich auch nicht über die Sperrmüllabfuhr entsorgt werden.
Wir haben die Nase voll davon, dass wir daran gehindert werden sollen, im Sperrmüll zu wühlen.
Wir sind der Meinung, dass Sperrmüll ein Tausch von Gegenständen ist. Der/die eine stellt raus, der/die andere holt rein, dann wird das Geholte wieder raus gestellt usw. Diesen natürlichen Vorgang wollen wir uns nicht vom Ordnungsamt einschränken lassen! Sich Gegenstände vom Sperrmüll zu holen ist Umwelt- , Ressourcen- und Geldbeutel schonend! Es kann nicht sein, dass Menschen die Möglichkeit genommen werden soll, sich kostenlos Gegenstände zu besorgen!
Der 15-jährige Jonas I. besucht zum wiederholten Male das Sperrmüllfest. Bisher sei er immer „zufrieden gewesen“ mit seinen Errungenschaften, sagt er. Nur beim letzten Mal war er etwas enttäuscht. „Nur Schrott stand dort“, raunt er. Nach langem Stöbern fand er aber doch etwas, das ihn interessierte: Eine alte Orgel ist das Objekt seiner Begierde. „Ich habe zwar schon eine Orgel, aber ein Freund von mir sucht zurzeit auch eine.“ Ganz uneigennützig war seine Erungenschaft aber letzten Endes nicht, denn: „Ich behalte die Orgel, die besser klingt, die andere bekommt mein Bekannter.“
KOD und Ordnungsamt, Hände weg von unserem Sperrmüll!
Seit geraumer Zeit verfolgt das Wuppertaler Ordnungsamt mit seinen verkleideten und schlecht bezahlten Hilfssheriffs vom Kommunalen Ordnungsdienst KOD einen repressiven Kurs gegen Sperrmüllsammler_innen aus dem In- und Ausland. Statt froh zu sein, dass sich Touristen aus Barmen, Amerika und aus der Ukraine für unsere Sperrgüter interessieren, werden sie frecherweise kriminalisiert. Bußgelder für Gartenzwerge und Stofftiere, die unerlaubt vom Sperrmüll geholt werden, sind nur Spitze der Unverschämtheit. Sogar Parkkrallen werden gegen diejenigen eingesetzt, die das Sofa nicht von Beyenburg nach Elberfeld tragen können. Die örtliche Monopolzeitung spielt dabei auch noch die rassistische Karte aus. Zur Hatz freigegeben ist der „gewerbliche Mülltourist aus dem Osten“ mit seinem Dieselfahrzeug, das nicht mal einen Russpartikelkatalysator hat. Die Hetze ist unsäglich, die Menschen, die im deutschen Wohlstandsmüll stöbern und davon ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, werden als „Müllfledderer“ diffamiert.
Besonders unverschämt ist es, die einheimischen Sperrmüllfreund_innen gegen die Weitgereisten auszuspielen. Sie wagen es, in Zeiten von Hartz IV, in Zeiten von Zwangsumzügen, Ein-Euro-Zwangsdiensten und ARGE-Schnüffler_innen den freien Zugang zum Sperrmüll zu begrenzen. Das Ordnungsamt, das schon länger durch seine Beteiligung an Razzien gegen Papierlose, Schwarzarbeiter_innen und im letzten Jahr auch beim Überfall auf das Autonome Zentrum ungünstig aufgefallen ist, laden wir in die Elberfelder Nordstadt ein, um den Sperrmüll zu bewachen. Sie werden an diesem Tag keine Zeit haben sich an Razzien und Abschiebungen zu beteiligen, sie müssen sehr flink sein, um alle Gartenzwerge, Sofas und Computer zu bewachen… Wir werden an diesem Mittwochabend ganz offensiv unseren Anspruch auf freie Verteilung von sperrigen Gebrauchsgütern in der Elberfelder Nordstadt durchsetzen. Wir werden unseren Sperrmüll gegen die Müllschnüffler_innen vom Ordnungsamt verteidigen und wir werden uns große Mühe machen, die Sperrmüllgeschenke ansprechend auf der Straße zu präsentieren.
Wir machen all das, was verboten ist! Wir wissen, dass unsere bewusste Aneignung nicht von der Stadt erlaubt ist. Aber wir sind uns sicher, dass unsere Aktion eine notwendige und legitime Handlung darstellt, um dieser repressiven Praxis Einhalt zu gebieten. Sie ist für uns ein notwendiger Eingriff im städtischen Alltagsleben!
Unsere Festmeile beginnt in der Brunnenstraße. Es wird gegrillt und Musik gemacht. Eine Ausdehnung in alle Straßen ist ausdrücklich erwünscht! Wir rufen alle Anwohner_innen auf, gemeinsam mit uns das Fest zu feiern!