Am 14.Januar fand anlässlich des 4. Jahrestages des Tods des Flüchtlings Mohammad Sillah eine Gedenk- und Protestdemo in Remscheid statt.
Dem traurigen Anlass angemessen zeigte sich Remscheid eher grau, verregnet und trostlos. Die über hundert TeilnehmerInnen jedoch harrten trotz Nässe und Kälte aus. Die Stimmung war keinesfalls resigniert, im Gegenteil; sogar aus Thüringen waren Freunde und Freundinnen gekommen, um die RemscheiderInnen zu unterstützen. Während der ca. einstündigen Kundgebung am Bahnhof und der anschließenden Demo gab es immer wieder kämpferische Wortbeiträge von Flüchtlingen; außerdem begleiteten Mohammad Sillahs eigene Musik und afrikanische Trommeln die Protestierenden auf ihrem Weg zum Rathaus.
Dort angekommen wurden auf der Freitreppe vor dem Rathauses – dem Symbol der Stadt Remscheid mit dem charakteristischen Turm – Blumen und Kerzen für Mohammad abgestellt. Inzwischen war es stockdunkel, und während der Schweigeminute für Mohammad wurde es in der ansonsten lautstarken Demo für einen Moment bedrückend still – in diesem Moment war allen bewusst, wie wichtig es ist, dass Mohammad, der in Deutschland Schutz gesucht und den Tod gefunden hatte, nicht vergessen werden wird. Auch für die Mutter von Mohammad in Guinea ist es wichtig zu wissen, dass seine Freunde in Remscheid an ihn denken und deutlich machen, dass diejenigen weiterhin benannt werden, die verantwortlich sind für seinen Tod. Neben den deutschen Sondergesetzen für Flüchtlinge, wie dem Asylbewerberleistungsgesetz, sind dies auch die Behördenmitarbeiter und Ärzte, die dieses rassistische Gesetz umsetzen und anderen Menschen Hilfe verweigern.
Anschließend ging es zurück zur Einkaufsstraße, wo mehrere Remscheider Flüchtlinge noch einmal das Mikro ergriffen, um ihren shoppenden MitbürgerInnen den Anlass ihres Protestes zu erklären. Inzwischen wissen in Remscheid wohl alle, die es wissen wollen, warum Mohammad sterben musste und dass er keinen Krankenschein bekam. Was sie allerdings nicht wissen ist, dass die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge immer noch ein existentielles Lotto-Spiel ist, dass sie weiterhin kontrolliert und schikaniert werden und in schlechten, zugleich überteuerten Sammelunterkünften leben müssen. Ein Freund von Mohammad berichtete in allen Einzelheiten über Mohammads letzte Tage: wie er zum Arzt ging und abgewiesen wurde, wie er den Hausmeister bat ihm zu helfen und abgewiesen wurde, wie beide um ein Haar noch am Krankenhaus abgewiesen wurden wegen der 10 Euro Praxisgebühr. Und er berichtete darüber, wie er und die Freunde darum kämpfen mussten, nach Mohammads Tod überhaupt Informationen zu bekommen, weil sie ja keine Verwandten waren.
Mit einem eindringlichen Aufruf, dass diese Welt allen Menschen gemeinsam – unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe – gehört, und dass deshalb die Diskriminierung und Isolation von Flüchtlingen bekämpft werden muss, endete die Demonstration nach drei Stunden vor dem Remscheider Alleecenter.