Mehrere Wuppertaler Kulturschaffende haben anlässlich der Goldoni-Premiere am 11. Oktober 2012 einen Protestbrief verfasst.
Bisher haben 279 Menschen den Protestbrief unterstützt. Vielen Dank!
Der Wortlaut:
„Heimlich still und leise! Halbierung des Wuppertaler Schauspiel-Ensembles droht! Retten wir das Wuppertaler Schauspiel!
Den Wuppertaler Bühnen droht ein massiver Stellenabbau. Nach Informationen des WDR und der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) werden die Verträge von vier Sängern und sechs Schauspielern zum Ende dieser Spielzeit nicht verlängert. Außerdem sind auch in den Werkstätten und in der Technik Entlassungen geplant.
Wir politische Engagierte, KünstlerInnen, SchauspielerInnen, TheaterfreudInnen und engagierte BürgerInnen sind besorgt über den drohenden Stellenabbau beim Wuppertaler Schauspielhaus. Die Zerstörung des Wuppertaler Schauspiels geht damit in die entscheidende Phase. Nach unseren Informationen soll das bisher 14-köpfige Schauspiel-Ensemble auf 7 SchauspielerInnen reduziert werden.
Jetzt wird also das umgesetzt, was viele befürchtet haben, die noch im Frühjahr 2010 mit uns auf der Straße für das Wuppertaler Schauspielhaus demonstriert haben. Zwei Jahre später setzt die von einer großen Koalition geführten Stadtregierung unter Oberbürgermeister Peter Jung ihr Spardiktat um, im Geheimen ohne Protest. Der Betriebskostenzuschuss für die Wuppertaler Bühnen, der derzeit 10,8 Millionen Euro pro Jahr beträgt, wird um zwei Millionen Euro gekürzt. 1,2 Millionen Euro, so der Deal der großen Koalition, werden – vorerst – durch einen jährlichen Zuschuss der stadteigenen Stadtsparkasse und anderer Sponsoren aufgebracht. Die fehlenden 800.000 Euro werden jetzt durch „Nichtweiterbeschäftigung“ von zahlreichen MitarbeiterInnen aus dem Schauspiel, dem Gesang und aus der Technik, die keine langen Verträge vorzuweisen können, eingespart.
Ist die drastische Verkleinerung nur der nächste Schritt zur endgültigen Schließung der Wuppertaler Schauspielsparte? Ein extrem kleines Ensemble, ein wohl endgültig geschlossenes traditionsreiches Schauspielhaus und keine kleine Nebenspielstätte mehr sprechen eine eindeutige Sprache.
Dies alles passiert im Windschatten der Nichtverlängerungen der Intendantenverträge und der öffentlichkeitswirksamen Verpflichtung des Chefdirigenten Toshiyuki Kamioka zum Generalintendanten. Die Frage nach der weiteren Funktionsfähigkeit und Attraktivität der Wuppertaler Bühnen wird aber nicht gestellt. Wie kann z.B. bei dieser knappen Personaldecke die Arbeit des Wuppertaler Tanztheaters gesichert werden?
Noch 2010 schaute die gesamte deutsche Theaterszene nach Wuppertal. Dort kämpften die Beschäftigten der Bühnen zusammen mit vielen WuppertalerInnen um ihr traditionsreiches Schauspielhaus und um ihr Sprechtheater. Die Solidarität mit dem bedrohten Wuppertaler Schauspiel war außergewöhnlich. Prominente KünstlerInnen, SchauspielerkollegInnen und Theaterleute, Ensembles aus dem gesamten Bundesgebiet kamen nach Wuppertal und unterstützten den Kampf.
2010 wie heute besteht die grundsätzliche Befürchtung, dass von Wuppertal ausgehend ein deutschlandweites Theatersterben in Gang gesetzt wird, wodurch am Ende diese weltweit einzigartige Theaterlandschaft zerstört wird, hunderte Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren, die städtische Kultur irreparablen Schaden nimmt und den Städten und Kommunen zu der materiellen Verarmung auch die geistige Verarmung droht.
Das wollen wir nicht. Wir müssen zurück auf die Straße! Die Zerstörung unserer Städte mit funktionierenden, kritischen und kreativen Theatern, mit ausreichender sozialer Infrastruktur und öffentlichem Nahverkehr müssen wir aufhalten! Alarmiert durch die beabsichtigten Entlassungen der SchauspielerInnen und TechnikerInnen rufen wir erneut zum Widerstand auf.
Wir fordern:
Kein Stellenabbau bei den Wuppertaler Bühnen!
Keine Subventionskürzung bei der Wuppertaler Kultur!
Erhalt des Schauspielhauses!
Dauerhafter Erhalt des Wuppertaler Schauspiels!
ErstunterzeichnerInnen:
Uli Klan, Doris Rother, Hajo Jahn, E. Dieter Fränzel, Prof. Dr. Heinz Sünker, Ingeborg Wolff, Peter-Lütke-Wolff, Werner Lochner, Adil Laraki, Anni Roolf, Gerd Peter Zielezinski, Hermann Ott, Nadja Shafik, Peter Brötzmann, Wolfgang Suchner, Mark Tykwer, Stiftung W.
In 2010 von Hamburg nach Wuppertal gezogen und bin vom Schauspielteam und dem Kleinen Schauspielhaus begeistert.
Wie hier in Wuppertal mit dem Schauspiel umgegangen wird finde ich absolut skandalös. Kann es sein, daß hier die verschiedenen Sparten gegenseitig ausgespielt werden ? Bisher habe ich auch noch nie etwas über Sponsoren für das Schauspiel gehört oder gelesen. Es scheint ja wohl hier eher möglich zu sein irgendwelche Bahntrassen zu finanzieren und zu bauen, damit Hunde dort ihre Haufen hinterlassen können. Stattdessen könnte man die vorhandenen Energien in die bestehenden Kulturstätten einbringen. Es ist mir auch ein Rätsel wie man die Eintrittskarten so günstig anbieten kann. Sollten die Preise nicht angehoben werden ?