Bazon Brock, ehemals Professor für Kunst und Ästhetik des Wuppertal lange Jahre mitprägenden, mittlerweile aber geschredderten und nach Essen verzogenen Uni-Fachbereichs Kommunikationsdesign, ist immer für einen assoziativen Wortsalat zu haben. Einmal einen thematischen Knochen hingehalten, verbeisst sich der “Fluxus”-Künstler und Joseph Beuys -Vertraute in seinen Vortrag. Wenn man gerade herausgefunden hat, wo die Reise losgeht, hat man schon wieder den Überblick darüber verloren, wohin sie denn eigentlich führen soll. Doch wie so oft: Der Weg ist das Ziel. Brock’sche Vorträge mögen seltsam sein, dass sie langweilen, kann man ihnen nicht nachsagen.
Am nächsten Mittwoch findet mal wieder einer seiner aussagefreudigen Vorträge in Wuppertal statt. Ebenso strange wie die Perfomance wird dabei der Veranstaltungsort anmuten – es handelt sich um das Elberfelder Finanzamt. Lässt man das Thema des Abends ein wenig auf sich wirken, stellt man aber fest, dass die Ortswahl kaum passender sein könnte: “Der ewige Kampf der legalen gegen die illegale Kriminalität” beschäftigt sich mit der “derzeitigen Situation unserer Gesellschaft in der Wirtschaftskrise”. Wahrhaft ein typisch weitgefasstes Ausgangsthema für den “notorischen Schwätzer”, (Eigenauskunft), bei dem Raum und Zeit wohl auch diesmal keine ernsthaften Hindernisse für den gedanklichen Prozess darstellen werden. Der Eintritt zu dem um 19 Uhr beginnenden Vortrag ist frei. EIne Anmeldung bei der zusammen mit der Friedrich-Spee-Akademie Wuppertal veranstaltenden Buchhandlung Mackensen wird erbeten. (Telefonisch unter 0202 – 30 40 01 oder per eMail an post@mackensen.de)
Das Alternativprogramm zum Brock’schen Wortsalat wird am Mittwoch eine Stunde später, im “ort” der Peter Kowald Gesellschaft gegeben. Zur Finissage der Ausstellung “Auf der Suche nach dem Goldfischbaum” mit Bildern von Andreas Junge liest Mitch Heinrich aus Andreas Junges Buch “Der Ochse”.
Die Ausstellung im “ort”, die das künstlerische Wirken des im letzten Jahr leider schon verstorbenen Andreas Junge würdigen sollte und bei der neben grossen Malereien aus den 80er und 90er Jahren Papierarbeiten von 1996-2009 gezeigt werden, wird am Mittwoch den 19.05. beendet. Andreas Junge, der als eines der grossen Malertalente der Stadt galt, studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf und war Meisterschüler bei A.R. Penck. Neben seiner Arbeit als Maler schrieb er während der Öffnungszeiten seiner Galerie.
Ähnlich dem Buch von Jürgen Teipel, der in “Verschwende deine Jugend” über Punk in Deutschland schreibt, erzählt Andreas Junge in seiner Sprache Geschichten aus seinem Leben und seiner Zeit in Wuppertal. Seine Texte enthalten viele Verweise auf den Zeitgeist und die politischen Gegebenheiten aus den Tagen in denen die Episoden spielen. Es gibt Geschichten über Landverschickung im Kindesalter, über die RAF, das Briller Fünftel oder Freunde mit Behinderungen als Folge von Contergan. “Viele Geschichten fehlen, die eigentlich viel lustiger oder trauriger sind als die geschriebenen, aus denen sich meine Lebensphilosophie herauskristallisiert hat”, schreibt er in seinem Vorwort. “Alle Personen sind oder waren wirklich vorhanden. Achten sie nicht auf groß- oder kleinschreibung und meckern sie nicht Über rechtschreibung, sonst knallts, viel spass.”
Zur Finissage der Ausstellung liest Mitch Heinrich, “aktiver Lautpoet, Performance-Literat, Entdecker von Lallphabeten und S(k)olist” aus Junges Buch “Der Ochse”.
Beide Veranstaltungen: Mittwoch, 19.05.2010.
Beginn Brock: 19 Uhr – FInanzamt Wuppertal Elberfeld
Beginn Finissage Andreas Junge: 20 Uhr – im “ort” in der Luisenstrasse
Jeweils Eintritt frei.
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