basta!-Sommer-Offensive 2010 gestartet!

Am letzten Wochenende haben wir unsere Sommer-Offensive 2010 begonnen. Bei der Strassenaktion am Samstag auf dem Otto-Böhne-Platz haben wir zusammen mit Anwohnern und Freunden Musik gemacht, gefeiert und über die Probleme des Ölbergs geredet. Klar wurde dabei, dass das Viertel noch immer gut als Wohnquartier und Lebensraum für alle funktioniert. Doch das ist gefährdet, nicht nur, weil bank- und immobiliennahe Institute dem dicht bebauten ehemaligen Arbeiterquartier ein „hohes Gentrifizierungspotential“ bescheinigen.

Auch die städtische Finanzkrise und nicht eingelöste kommunale Pflichtaufgaben machen inzwischen vielen das Leben schwerer. So leiden die Menschen, die sich täglich auf dem, nach einem Wuppertaler Widerstandskämpfer benannten Platz treffen, z.B. unter den fehlenden öffentlichen Toiletten, die sich die Stadt Wuppertal schon lange nicht mehr leisten will. Die Stadt kompensiert diese fehlende urbane Pflichtleistung lieber mit zunehmendem Druck durch Ordnungsamt und Polizei. So wird nicht nur das Menschenrecht ausgehebelt, in Frieden und ungestört die Notdurft zu verrichten, es untergräbt auch nach und nach das bislang friedliche Miteinander der „regulären“ AnwohnerInnen und der (nicht nur) „BiertrinkerInnen“ auf dem Otto-Böhne-Platz.

Für sie und andere, die den öffentlichen Raum der Stadt nutzen wollen, hat die Repression in den letzten Jahren beständig zugenommen, und die aktuelle Diskussion um die von den Hausbesitzern des Berges bezahlte Anstellung eines Quartiershausmeisters deutet darauf hin, dass das in der nächsten Zeit auch nicht besser werden wird. basta! ist es am Samstag mit seiner kleinen Strassenaktion immerhin gelungen, die internationale Forderung „The Right to the City is the Right to shit in Peace!“ in die Wuppertaler Polizeiakten einzubringen. Ausserdem wurde nebenbei klargemacht, dass sich die BewohnerInnen des Viertels ihr gewachsenes Miteinanderleben nicht werden kaputtinvestieren lassen.

Die abendliche Party im alten, dem Platz gegenüberliegenden, „Gemüseladen“ mit den DJs um3000, MC Maya und T.Raumdeckung, war ein schöner Abschluss eines langen Tages, der allen neue Motivation gegeben hat, nach dem Sommer noch entschiedener für das „Recht auf Stadt“ zu kämpfen.

Was dieses „Recht auf Stadt“ eigentlich bedeutet, hat basta! am Rande der Aktion und der Party einfach mal nachgefragt. Die Antworten sind dabei so vielfältig ausgefallen, wie die Menschen sind, die das Wuppertaler Aktionsbündnis unterstützen.

Recht auf Stadt? from basta! Aktionsbündnis Wuppertal on Vimeo.

Das Video gibt es auch in HD-Qulität in unserem Vimeo-Videochannel.

Auch bei der ersten von vier montäglichen basta!-Kinoveranstaltungen im Open-Air-Kino „Talflimmern“ in der Alten Feuerwache an der Gathe ging es um die Frage, worin dieses „Recht auf Stadt“ eigentlich besteht, und woher die Forderung, die sich bei den verschiedensten Gruppen und Initiativen immer mehr als gemeinsamer Slogan durchsetzt, überhaupt kommt.

Der sehr fundierte Vortrag von Knut Unger, der von der erstmaligen Formulierung einer „Charta für das Recht auf die Stadt“, (im Anschluss an das Weltsozialforum in Brasilien), und den historischen Wurzeln bei Henri Lefèbvre über die Kämpfe gegen Vertreibung – vor allem im Trikont – bis hin zur heutigen Adaption der Forderung durch urbane Bewegungen in Europa und Nordamerika reichte, zeigte auf, dass „Bewegung“ immer von unten kommt, und dass auch Slogans wir „Recht auf Stadt“ erst wirksam werden, wenn sie von den Menschen selbst interpretiert und erhoben werden.

Das Referat, in dem auch vom letzten Sozialforum in Istanbul berichtet wurde und von den aktuellen Kämpfen gegen die kommerzielle Umformatierung der grössten europäischen Stadt, liess beinahe vergessen, dass die Filmvorführung mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Der ursprünglich geplante Hauptfilm des Abends, „Istanbul Çıplak – Istanbul Is Naked” fiel den technischen Problemen leider zum Opfer. Wir werden ihn bei Gelegenheit jedoch nachreichen.

Cineastisch gerettet haben den Abend schliesslich die südafrikanischen HüttenbewohnerInnen von Abahlali, deren Delegation Ende Juni bei basta! zu Besuch gewesen ist. Im Umgang mit Videoformaten offenbar kundiger als manche bei uns, stellten sie ihren eindrucksvollen Film „Dear Mandela“ zur Verfügung, der die Geschichte des langen und schwierigen Kampfes um ein würdiges Dasein in den informellen Siedlungen Südafrikas zeigte. Das im Juni mit Richard und Zodwa aus Durban besprochene Ziel einer „gegenseitigen Solidarität“ hätte nicht besser illustriert werden können, als durch diese Episode.

Für die Folgeveranstaltungen der Sommer-Offensive werden wir hoffentlich nicht mehr auf solidarische technische Hilfe angewiesen sein – die geplanten Filmvorführungen werden wohl problemlos. Nachdem wir uns am Montag dem „Recht auf Stadt“ und der verschiedenen Bedeutung dieser Forderung in der Welt gewidmet haben, wird es am nächsten Kinotag, (Montag, den 09.08.2010), um die Beeinflussung unserer Wirklichkeit durch Medien und neue Technologien gehen und um die Frage, wie Revolutionen in dieser „Realität“ überhaupt noch entstehen können. Gibt es nach den TV-Inszenierungen der rumänischen „Revolution“ und nach „Nine-Eleven“ überhaupt noch „echte“ Revolutionen? Wie beeinflusst die Gleichzeitigkeit von Allem unsere Handlungsfähigkeit? Und wo gibt es Ansätze für Unmittelbarkeit?

Gezeigt werden dazu wieder selten zu sehende Dokumentarfilme. (Diskussion ab 19.30 Uhr, Filme ca. ab 21.00 Uhr; Ort: Das Open-Air-Kino „Talflimmern“ in der Alten Feuerwache an der Gathe, Wuppertal-Elberfeld.) Themen der nächsten Wochen sind dann die Konsequenz eines Lebens im Widerstand am Beispiel des spanischen Anarchisten Lucio Urtubia (Liebe und Anarchie am 16.08.) und das Potential eines bedíngungslosen Grundeinkommens (Gutes Leben für alle am 23.08.).

Wir haben gerade erst begonnen. basta!





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