Das Treffen in der Wuppertaler Innenstadt am Samstag, den 03.03.2012, sollte der eingehenderen Information über die derzeitige Lage in Europa und speziell in Griechenland dienen. Dabei war beabsichtigt, nicht nur vorliegende Informationen in die Öffentlichkeit zu tragen, sondern vor allem auch eine gemeinsame Haltung zu jener Frage zu entwickeln, wie sich mit der aggressiven EU-Krisenpolitik umgehen lässt, und wie dem damit einhergehenden Angriff auf die Menschen Europas entgegengetreten werden kann. Nach der kurzen Auftaktkundgebung in der örtlichen Konsumzone sollte deshalb ein ruhiger Ort aufgesucht werden.
Der Auftakt dort verlief erfeulicher als erwartet. Die Redebeiträge und die persönlichen Gespräche, die mit Passanten geführt wurden, trafen fast durchweg auf eine positive Resonanz. Befürchtete Vorurteile und Abgrenzungen von den Menschen Griechenlands blieben aus. Viele der Angesprochenen zeigten sich von der Situation der griechischen Bevölkerung ehrlich betroffen. Selbst die Aufforderung an die anwesenden Polizisten, sich mit ihren griechischen Kollegen und Kolleginnen zu solidarisieren und ebenfalls darauf zu verzichten, protestierende Menschen zu belästigen, (so wie es die griechische Polizeigewerkschaft angekündigt hat), traf offenbar auf fruchtbaren Boden. Jedenfalls liessen die Uniformierten die Gruppe unbehelligt zum Kasinokreisel spazieren, wo die Beratung stattfinden sollte.
Am von der Sparda-Bank gesponsorten Denkmal des «glüchlichen Bankiers», das in Wuppertal sinnigerweise nicht nur bei der Elberfelder Filiale der Deutschen Bank, sondern auch direkt gegenüber dem Finanzamts aufgestellt wurde, fand dann ein Austausch über die sich zuspitzende Situation in Europa statt.
Einig waren sich die Anwesenden darin, dass die Krise eine schon lange andauernde, multinationale Krise ist, die zur Zeit in Griechenland einen Höhepunkt erlebt – dass schnell aber auch andere Länder und Regionen in eine ähnliche Lage geraten werden. Dennoch bestand auch Übereinstimmung darin, die verzweifelte Situation der griechischen Menschen in den Fokus der möglichen Aktivitäten zu stellen, weil sie der massive Angriff des Neoliberalismus momentan am Härtesten trifft.
Zur Einordnung der Geschehnisse sind jedoch die Erfahrungen aus anderen Kontinenten und Ländern, in denen Angriffe auf soziale und demokratische Strukturen auf ähnliche Weise bereits stattgefunden haben, sehr hilfreich. Unter anderem wurde dabei auf die Krise Argentiniens zu Beginn des Jahrtausends verwiesen.
Der Beurteilung, dass der zur Zeit ablaufende Angriff des Kapitalismus auf die Lebensbedingungen der Menschen in einer Reihe mit einer über vierzigjährigen Demontage sozialer und demokratischer Errungenschaften steht, wurde allgemein zugestimmt. Der jetzt laufende Angriff wurde allgemein als massivste Herausforderung der letzten Jahre angesehen.
Abschließend wurde darüber gesprochen, wie das Thema der Solidarität mit den Menschen Griechenlands am Besten in der lokalen Öffentlickeit vermittelt werden kann, wie vor Allem auch die in Wuppertal große griechische Community bei zukünftigen Aktionen angesprochen werden sollte. Diese verliert gerade die seit Generationen in der Stadt verankerte griechische Schule, weil das EU-Diktat dem griechischen Staat eine Weiterfinanzierung nicht mehr erlaubt.
Eine Teilnahme an der geplanten Solidaritätsdemo in Düsseldorf am Samstag, den 10.03. und eine mögliche lokale Beteiligung am europaweiten Aktionstag zum 31.03. wurde allgemein begrüßt.
Zur Vertiefung der aufgeworfenen Fragen und zur Vorbereitung weiterer Aktionen und Beteiligungen wurde ein Wuppertaler Solidaritätskomitee verabredet. Es soll neben der eigenen Aktionsvorbereitung auch an einer internationalen Vernetzung arbeiten – die uns aus Griechenland erreichenden dringenden Appelle, eine möglichst engmaschige europäische Solidaritäts- und Aktionsvernetzung zu schaffen, die dem Angriff möglichst überall und koordiniert entgegentritt, sollen nicht unerhört bleiben.