Die Info-Veranstaltung zum Döppersberg-Umbau am letzten Sonntag hat eines gezeigt: Die Beteuerungen eines transparenten Bauvorhabens sind bislang Lippenbekenntnisse. Auch diejenigen, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, reden von noch vielen ungeklärten Fragen. Dass sich als Ergebnis des Treffens eine Initiative gefunden hat, die zukünftig für einen transparenteren Umbau des zentralen Innenstadtbereichs in Wuppertal-Elberfeld streiten will, war deshalb folgerichtig.
„Stuttgart 21“ wurde nach der Wahlniederlage der in Baden Württemberg bislang endlos regierenden CDU kurzfristig von der Bahn gestoppt. In Wuppertal gibt es in absehbarer Zeit keine Wahlen und auch ein Moratorium für die „grösste anzunehmende Baustelle“ ist nicht in Sicht. Ehrlicherweise muss aber auch zugestanden werden, dass es im Tal auch keine Opposition gibt, die ähnlich gut über die Materie informiert ist, wie es die S21-Gegener_innen in Stuttgart sind.
Das ist aber nicht (nur) einer bisher eher verschlafenen Wuppertaler Öffentlichkeit anzulasten. Es hat sich gezeigt, dass auch intensive Bemühungen um detaillierte Informationen zu dem, was uns am Döppersberg erwartet, oft erfolglos im Sande verlaufen. Das ist – extrem verkürzt – das Ergebnis der basta!-Info-Veranstaltung am letzten Sonntag im „Replay Coffee“ in der Schwebebahnstation Döppersberg.
Klar wurde nur, dass die von der Stadt Wuppertal gezeigten Modelle und Grafiken sicherlich nicht das darstellen, was 2017 um den Hauptbahnhof herum gebaut werden sein wird. Wenn es denn überhaupt gebaut wird. Wesentliche Teile des Bauvorhabens sind nämlich investorenfinanziert und zu den investorenfinanzierten Bauteilen will die Stadt keine Auskunft geben – angeblich, weil noch keine Entscheidungen gefallen sind. Auch das Auskunftsersuchen nach dem Informationsfreiheitsgesetz konnte an dieser Weigerung nichts ändern. Interessant jedoch, dass eine parlamentarische Nachfrage zum Investor für die geplante Ladenpassage mit der Begründung zurückgewiesen wurde, Interessen des bereits feststehenden Investors schützen zu müssen.
Dies wurde von Elsabeth August geschildert, die dem guten Dutzend interessierter Wuppertaler_innen auf der Terrasse des „Replay Coffee“ detaillierte Auskunft zum Wissensstand der Ratsfraktion DIE LINKE gab. Demzufolge sind sowohl wesentliche Fragen zur Deckelung der Finanzierung als auch bautechnische Fragen, z.B. zu Problemen des Untergrunds, (samt vorhandenem Bunker und unterirdischem Wupperarm), absolut ungeklärt. Wie vor diesem Hintergrund eine Kostendeckelung zugesagt werden konnte, ist völlig unklar. Auch die vorliegende zeitliche Bauplanung gibt an vielen Stellen grosse Rätsel auf. So wird der neue Busbahnhof oben auf dem Berg für viele Monate nur mühsam zu Fuss zu errreichen sein, weil die Bauabschnitte, in denen die geplanten Aufzüge realisiert werden sollen, erst für später vorgesehen sind.
Es ist zu erwarten, dass zumindest während dieser Übergangszeit die ohnehin schon überlasteten Bushaltestellen am Wall und in der Morianstrasse die Funktion des jetztigen Busbahnhofes erfüllen müssen – mit unabsehbaren Folgen für den ÖPNV in Wuppertal.
Auch offene Fragen nach der Zukunft der Bahndirektion, die sich im Besitz von Uwe Clees befindet, und nach einer Verzahnung der Bauvorhaben von Stadt und Bahn, (für die eher geringe Summe von 12,5 Millionen Euro will die Bahn eine „Teilmodernisierung“ des maroden Hauptbahnhofs vornehmen, inkl. behindertengerechter Zugänge…), lassen sich zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht klären. Wer eigentlich die neue Bahnhofshalle – in den Plänen als „Shopping-Mall“ bezeichnet – finanziert, und ob die neue Servicestruktur des Wuppertaler Hauptbahnhofs nun privat oder öffentlich finanziert werden soll, ist bis heute mehrfach verschieden von der Stadt beantwortet worden.
Das muss alles gar keine böse Absicht sein. Es kann auch das Ergebnis einer eher zufällig entstandenen Planung sein, die zu keinem Zeitpunkt städtebaulich oder zusammenhängend durchdacht worden ist. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer ursprünglichen Neuplanung des Hauptbahnhofes, die jedoch inzwischen längst das Zeitliche der Bahnplanungen gesegnet hat. Dass an den, in der Folge der veralteten Bahnhofsplanungen entstandenen, Plänen für immense Erdbewegungen – die bis zu 250 Lastwagenladungen täglich ausmachen werden – und an fast willkürlich anmutenden Strassenverlegungen samt Tierferlegung der B7 festgehalten wurde, ist ausschliesslich mit dem Ehrgeiz zu erklären, auf Teufel komm‘ raus Mittel aus der Landesförderung zu erhalten. Deshalb wurden schliesslich auch die gewinnbringenden Sparten der Stadtwerke an den Wasserprivatisierer und Atomstromkonzern GDF Suez verkauft – nur um den inzwischen 40 Millionen schweren Eigenanteil Wuppertals am Projekt aufzubringen.
Im Ergebnis des Informationsgespräches wurde von den Anwesenden – darunter Bauingeneure und Architektinnen – beschlossen, eine Initiative zu gründen, die sich die Forderung nach einem transparenteren Döppersberg-Umbau auf die Fahne schreiben soll. Denn soviel wurde allen Beteiligten klar: Eine kritische und konstruktive Einflussnahme auf die „grösste anzunehmende Baustelle“ der Stadt kann es nur geben, wenn die Stadt dazu gebracht werden kann, jene Informationen herauszugeben, die für eine notwendige fachliche Auseinandersetzung Voraussetzung sind. Ein paar realistische, aktualisierte Ansichten wären da schonmal ganz hilfreich.
Die „Initiative für einen transparenteren Döppersberg-Umbau“ wird in Kürze sicher häufiger von sich hören lassen. Geplant sind zunächst weitere Veranstaltungen, die Thematisierung durchaus möglicher Alternativen und ein kritisches Hinterfragen der städtischen Planungen.
Ausschnitte aus dem Informationsgespräch sind übrigens in der letzten Sendung von „basta.rd – dem basta!-Radio“ zu hören. Über weitere Termine der Initiative werden wir an dieser Stelle natürlich informieren.
Geht nach Stuttgart und verhindert dort, wenn Ihr nichts anderes zu tun habt. Aber lasst Wuppertal seine Zukunft !!
Ach, werter Herr Bozida.
Überhaupt mal gelesen, was Sie hier kommentiert haben, oder reflexartig einfach mal lospolemisiert?
Sich mit dem grössten Bauprojekt der Stadt kritisch auseinanderzusetzen sollte eigentlich für alle Wuppertaler_innen selbstverständlich sein. Es gibt jede Mene Ungereimtheiten, offene Fragen und auch offensichtlich nicht zuende gedachte Planungen.
Blind und unkritisch offiziellen Verlautbarungen anzuhängen und von diesem blinden Obrigkeitsglauben auch noch “die Zukunft” Wuppertals abhängig zu machen, ist ja fast “DDR-like”, und angesichts der bauplanerischen Glanzleistungen der Stadt in der Vergangenheit – mit Verlaub – auch selten dumm.
“Vorwärts immer, rückwärts nimmer” ist bei einer solchen OP am offenen Herzen, wie es der Döppersberg-Umbau darstellt, eine grundsätzlich falsche Haltung. Es sollte bis zuletzt um die wirklich beste Lösung gerungen werden.
Es geht um Transparenz, um Beteiligung der Wuppertaler_innen, und – ja – auch um die Zukunft Wuppertals.
Also: Wir bleiben hier, die Stuttgarter_innen machen das dortige schon ganz alleine. Wir sind in Wuppertal gefordert.